Barrierefreiheit bedeutet Zugänglichkeit. Das heißt, die Standardanforderungen reichen nicht aus, auch Anforderungen in Bezug auf Seh- und Hörbehinderungen, motorische Einschränkungen und ältere Menschen müssen erfüllt werden.
Oft ist einem nicht bewusst, welche Schritte zur Barrierefreiheit bereits bei der Umsetzung einer Webseite oder eines Online-Shops erfüllt werden:
- Eine klare Navigationsstruktur
- Alt-Tags
- Responsive Design
- Kontraste
- gut lesbare Schriftgrößen und -arten
- Sprachauswahl
Durch diese Punkte wird eine Webseite/ein Online-Shop schon für viele Menschen zugänglich. Aber nicht für alle. Um die Zugänglichkeit und Verständlichkeit für alle Personen deiner Zielgruppe zu gewährleisten, tritt am 28. Juni 2025 das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in Kraft.
Wo jeder von Barrierefreiheit profitiert
Neben der Barrierefreiheit in der realen Welt, wie Aufzügen, automatischen Türen, textilen Leitsystemen, … begegnen wir ihr auch täglich in der digitalen Welt:
- Sprachausgabe und Spracheingabe
- Vergrößerungsfunktionen (Zoom)
- Kontrast- und Dunkelmodus
- Alt-Texte für Bilder
- Responsive Design
Da diese Kriterien die Nutzererfahrung für alle erleichtern, werden sie nicht nur, wie vorrangig gedacht, von Menschen mit Beeinträchtigung genutzt, sondern erleichtern auch Menschen ohne Beeinträchtigung das digitale Dasein.
Warum Barrierefreiheit im digitalen Raum immer wichtiger wird
Digitale Angebote sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie finden sich in fast allen Bereichen des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sogar kulturellen Lebens wieder. Arbeit, Kommunikation und Informationsbeschaffung erfolgen jeden Tag online, weshalb ein gleichberechtigter Zugang für alle Menschen eine besondere Priorität hat. Der durch die Einhaltung der Kriterien erlange Wettbewerbsvorteil zeigt sich auch im Suchmaschinenranking: 2023 wurde der positive Einfluss von Barrierefreiheit auf das Ranking und den organischen Traffic bestätigt.
Zwar ist sie kein zentraler Faktor für das Ranking, wirkt aber indirekt mit. Vor allem seitdem Google verstärkt auf User Experience und technische Qualität setzt.
Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes in Deutschland wird diese Option zur Pflicht für Anbieter im B2C Bereich. Die Einhaltung bietet zum einen die rechtliche Sicherheit, zum anderen aber auch wirtschaftliche Vorteile:
Barrierefreie Angebote erhöhen die Reichweite, Kundenzufriedenheit und Wettbewerbsfähigkeit und stärken das Unternehmensimage.
Was steckt hinter dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)?
Es setzt die EU-Richtlinie 2019/882, den European Accessibility Act (EAA), in deutsches Recht um. Ziel ist es, die gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Teilhabe von allen Menschen, unabhängig von Fähigkeiten und Einschränkungen, zu fördern.
Welche digitalen Angebote sind betroffen?
- Webseiten und Online Shops
- Apps und mobile Anwendungen
- Buchungsportale
- Digitale Dienstleistungen wie E-Books, Bankdienstleistungen, Telefondienste, Ticketbuchungssysteme
Was ändert sich konkret?
- Private Unternehmen werden verpflichtet: Was bisher nur für öffentliche Stellen galt, gilt ab 2025 auch für privatwirtschaftliche Unternehmen.
- Betroffene Produkte und Dienstleistungen: Dazu zählen unter anderem Webseiten, Online-Shops, Buchungs- und Kontaktformulare, Apps, Computer, Tablets, Smartphones, E-Book-Reader, internetfähige Fernseher, Geld- und Ticketautomaten sowie Bankdienstleistungen und Telekommunikationsdienste.
- Geltungsbereich: Die Anforderungen gelten für alle Produkte, die ab dem 28. Juni 2025 neu auf den Markt kommen, sowie für Dienstleistungen, die ab diesem Datum für Verbraucher erbracht werden.
- Digitale Barrierefreiheit: Webseiten und Digitale Angebote müssen so gestaltet sein, dass sie auch von Menschen mit Behinderungen ohne Hilfe genutzt werden können.
- Ausnahmen: Kleinstunternehmen (weniger als 10 Mitarbeitende und unter 2 Mio. € Jahresumsatz) sind von einigen Pflichten ausgenommen, sofern sie keine explizit im Gesetz genannten Produkte anbieten.
- Übergangsfristen: Für bestimmte Dienstleistungen und Produkte gibt es Übergangsregelungen von bis zu fünf oder 15 Jahren, je nach Kategorie.
- Kontrolle und Sanktionen: Die Einhaltung wird überwacht. Bei Verstößen drohen Abmahnungen, Bußgelder und ggf. Rückruf oder Rücknahme von Produkten.
Wie Unternehmen davon profitieren können
Auch wenn sich das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz vor allem an B2C Unternehmen richtet, ist es sinnvoll sich auch als B2B Unternehmen daran zu halten. Hier die Vorteile:
- Zielgruppenerweiterung: Nicht nur Meschen mit Behinderungen, sondern auch ältere und temporär eingeschränkte Nutzer profitieren von einem inklusiven Angebot.
- Nutzerfreundlichkeit: Eine klare Navigation, verständliche Inhalte und zugängliche Interaktionen machen digitale Produkte für alle intuitiver. Das wirkt sich positiv auf die User Experience und somit auch auf die SEO Performance aus.
- Rechtssicherheit: Wird das Gesetz von betroffenen Unternehmen nicht eingehalten, so drohen rechtliche Risiken, Bußgelder und Abmahnungen.
- Markenreputation: Durch den Einhalt der Kriterien, vor allem, wenn sie rechtlich nicht verpflichtend sind, zeigen Unternehmen soziale Verantwortung und werden als inklusiv wahrgenommen. Daraus entstehen Vertrauen und Loyalität von Kunden, Partnern und Mitarbeitern dem Unternehmen gegenüber.
Check-Liste – Ist deine Webseite barrierefrei?
- Alternativtexte für visuelle Darstellungen
- Ausreichend Kontrast: Dies kann anhand verschiedener Tools nachgeprüft werden
- Klare Übersicht und Struktur: Eine einfache, logische und klare Navigation erleichtert die Bedienung der Webseite.
- Formulare: Alle Formularfelder sollten klar beschriftet und Fehlermeldungen verständlich und eindeutig gestaltet sein.
- Untertitel: Untertitel ermöglichen es auch sehbehinderten Menschen, die Inhalte aufzunehmen.
Fazit
Das neue Barrierefreiheitsgesetz rückt ein wichtiges Thema in den Fokus von Unternehmen, Organisationen und der Gesellschaft. Sie wird in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil und Standard moderner Entwicklungs- und Designprozesse werden. Technologien wie KI wird die Barrierefreiheit weiter vorantreiben, sodass die Umsetzung für Unternehmen einfacher wird.